Wo trifft man dich an?
«Punkto Bekanntheit bin ich ein Star unter den Heilpflanzen: Von März bis August blühe ich massenhaft vor allem auf gedüngten Wiesen. Meine knallgelben Köpfchen aus unzähligen Zungenblüten sind dann nicht zu übersehen. Fast 500 Namen haben mir die Leute gegeben, von ‹Söiblueme› über ‹Pusteblume› bis ‹Bettpinkler›. Meinen wertvollsten Teil sieht man allerdings nicht sofort; es ist meine Pfahlwurzel. In ihr stecken hauptsächlich meine Heilkräfte.»
Kannst du auf eine lange Heilpflanzen-Karriere zurückblicken?
«Auch da bin ich spitze: Ich war schon im antiken Griechenland als Heilpflanze bekannt. Die Germanen weihten mich ihrer Liebesgöttin Freya. Berühmte arabische Ärzte beschrieben mich erstmals ordentlich und ab dem 16. Jahrhundert tauchte ich in vielen Kräuterheilbüchern auf.»
Wie sieht denn dein Wirkungsbereich aus, dass er dich so berühmt gemacht hat?
«Mit meinen Bitterstoffen, viel Eisen,
Vitamin C, Mineralstoffen und Inulin helfe ich der Leber und der Gallenblase bei ihren wichtigen Aufgaben in den Bereichen Ausscheidung und im Fett- und Kohlenhydrat-Stoffwechsel. Das macht mich zu einem tollen Verdauungshelfer. Zudem rege ich die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) an, damit auch sie ihren Teil zu einer perfekten Verdauung beitragen kann.
Meine Hauptwirkungen sind: galletreibend, harntreibend und entwässernd, leicht abführend, schleimlösend und appetitanregend. Entsprechend bin ich ein wichtiger Bestandteil von Naturheilmitteln gegen Gallen- und Leberstörungen, Appetitlosigkeit, Darmträgheit, Verstopfung und unterstütze die Entschlackung.»
Was stellen die Menschen sonst noch so mit dir an?
«In der Nachkriegszeit, als Kaffee rar und teuer war, hat man meine Wurzeln getrocknet, gemahlen und zum ‹Strecken› des Kaffeepulvers verwendet. Schmeckte gar nicht schlecht; enthielt aber leider kein Koffein. Meine frischen, eben ausgeschossenen Blättchen schmecken hervorragend als Zugabe zu einem Frühlingssalat.»