Wer sich für eine Stunde Barre Fitness entscheidet, fühlt sich auch ein wenig wie eine Ballerina. Denn eine Barre ist nichts anderes als eine Ballettstange. Und tatsächlich verbindet das Training Ballett mit Pilates und Cardio. Melanie Schuler, Instruktorin und Besitzerin des Studios Body Love Fitness, erklärt, wie der neue Fitnesstrend funktioniert.
Mit welchem Wunsch kommen die Kursteilnehmerinnen in Ihre Barre-Fitness-Stunde?
Sie wollen vor allem fit werden. Dass die Muskeln dabei auch noch geformt werden, ist ein schöner Zusatzeffekt. Ich habe Mütter in meinen Kursen, die mehr Power in ihrem Alltag brauchen, um ihren Kindern nachzurennen. Andere wollen den steilen Arbeitsweg auf dem Velo zurücklegen. Diese Ziele lassen sich mit Barre Fitness gut erreichen, denn die Übungen sind für alle machbar.
Die Übungen sehen einfach aus – sind es aber nicht! Was macht sie so anspruchsvoll?
Viele der Übungen bestehen aus langsamen, aber konstanten Bewegungen aus dem Ballett, die den Körper stabilisieren, kräftigen und flexibler machen. In dem einstündigen Training sind auch spielerische und anspruchsvollere Bewegungen enthalten, die man mit der Zeit immer geschmeidiger ausführt. Nach ungefähr sechs Monaten sind die Bewegungen verinnerlicht und es sind Veränderungen am Körper sichtbar. Nicht weil das Training so viel Fett verbrennt, sondern weil es den Körper formt wie Michelangelo damals seine Skulpturen.
Diese grazilen, kontrollierten Bewegungen – kann das wirklich jede Frau lernen und beherrschen?
Ich selbst habe nie Ballett getanzt, sondern immer verschiedene Sportarten gemacht. Nach drei bis sechs Monaten, mit je zwei Trainings pro Woche, werden Sie den Unterschied spüren und sehen – Ihr Körper wird nach einer Weile wie der einer Tänzerin aussehen. Ihre Freunde werden die Veränderung, etwa die bessere Haltung, sicher rasch bemerken.
Für alle, die nun selbst ausprobieren möchten, wie sich Barre Fitness anfühlt: Worauf muss man achten, wenn man die Übungen macht?
Beim Leicht-in-die-Knie-Gehen immer darauf achten, dass die Füsse ein wenig nach aussen gewinkelt sind. Knie und Füsse müssen immer auf derselben Linie ausgerichtet sein. Das sollte stets gut kontrolliert und allenfalls korrigiert werden.
Welche Übungen empfehlen Sie zum Ausprobieren?
Eine einfache Übung, die viel Nutzen bringt, heisst «Second Position». Beine hüftbreit auseinander, Knie leicht gebeugt, die Arme sind zur Seite ausgestreckt. Bewegen Sie Ihren Körper hoch und runter. Dann Arme über den Kopf halten und wie eine Ballerina fünf sanfte Sprünge machen. Absolvieren Sie je fünf Durchläufe. Das ist eine gute Übung für die Muskulatur auf der Innenseite der Oberschenkel.
Haben Sie eine zweite Übung, mit der wir richtig fit werden können?
Versuchen Sie die «Chair Pose». Platzieren Sie ein eingerolltes Handtuch zwischen den Oberschenkeln, stellen Sie sich auf die Zehenspitzen und dann tun Sie so, als wollten Sie sich auf einen Stuhl setzen. Halten Sie dabei Ihren Körper auf den Zehenspitzen. Gehen Sie jetzt leicht tiefer in die Knie, wieder zurück in die Sitzposition, leicht höher, wieder zurück in die Sitzposition. Achten Sie dabei auf Ihren Rücken, er sollte immer gerade sein. Ich empfehle fünf Durchgänge mit je zehn Bewegungen. Eine gute Übung für die Oberschenkel.
Gibt es eine besonders anspruchsvolle Übung?
Die «Moving Half Boat Pose» ist perfekt für den Rumpf. Setzen Sie sich mit Ihrem Steissbein auf den Boden, heben Sie die ausgestreckten Beine. Strecken Sie Ihre Arme Richtung Füsse. Halten Sie diese Position. Bewegen Sie die Beine leicht Richtung Boden und wieder hoch. Wenn es eine Stufe anspruchsvoller sein soll: Heben Sie Ihre Arme höher Richtung Himmel, heben Sie Ihren Brustkorb an und führen Sie Beine und Brustkorb näher aneinander.
Welche Übung kann man anwenden, um den ganzen Körper zu trainieren?
Nehmen Sie zwei Hanteln oder zwei Wasserflaschen. Setzen Sie sich auf den Boden, als würden Sie mit dem Rücken gegen eine Wand lehnen, die Beine zusammen gestreckt nach vorne, die Arme zur Seite gestreckt, winkeln Sie die Ellenbogen leicht an. Gehen Sie mit den Armen sanft tiefer und wieder zurück auf Schulterhöhe. Machen Sie elegante Bewegungen wie ein Schwan. Wiederholen Sie diese Bewegung zehnmal. Heben Sie die Arme jetzt leicht höher und wieder zurück auf Schulterhöhe. Nachdem Sie auch diese Bewegung zehnmal ausgeführt haben, kreisen Sie Ihre Arme je zehnmal in beide Richtungen. Sie können es auch ohne Gewichte machen – mit Hanteln oder Wasserflaschen spüren und sehen Sie aber schneller die gewünschten Resultate.
Melanie Schuler bietet seit drei Jahren Barre-Fitness-Kurse in ihrem Studio in Zürich an.
bodylovefitness.ch
Foto: Bon Parinya Wongwannawat